„Was haben Sie heute gelernt?“ – Meine Lieblings-Kurzmethode

Neben meinen Forschungsaktivitäten habe ich angefangen, zur Vorbereitung auf das nächste Semester langsam die Nachbereitung meiner letzten Fachdidaktik-Veranstaltungen anzugehen. Un da war sie wieder in meinen Unterlagen – die Kurzmethode, die ganz oben auf meiner Hitliste steht.

Ehrlicherweise habe ich die Idee von meiner Mutter (40 Jahre lang passionisierte Hauptschullehrerin) – und das Schöne an dieser einfachen Aktivität ist ihre Universalität: Im Modul Fachdidaktik im Master ist sie ebenso einsatzbar wie in Mathematik 1 – Vorlesungen oder auch in einem beliebigen Schulfach ab der ersten Klasse.

Sie funktioniert folgendermaßen:

Am Ende der Vorlesung/Unterrichtsstunde überlegt jede/r einen Antwortsatz auf die Frage „Was hast Du/was haben Sie heute gelernt?“ – natürlich ohne Absprache. Dann wird eine Person zufällig aufgerufen, die mit ihrem Satz startet „Ich habe heute gelernt, …“. . Danach geht es weiter mit einer Redekette nach Zufallsprinzip – und jede/r wiederholt mit Namen den zuvor gefallenen Satz: „XYZ hat heute gelernt,… – und ich habe gelernt,…“. Und nein, nur einen Vorgängersatz, kein Kofferpacken durch den ganzen Kurs (hörbares Aufatmen an dieser Stelle).

Für mich hat die Methode eine ganze Reihe an Vorzügen:

  • Sie gibt mir als Lehrperson einen Überblick, was tatsächlich hängen geblieben ist (um nicht nur die Ergebnisse der letzten 10 Minuten zu hören, kann man auch zu Beginn auffordern, noch einmal die Unterlagen der Sitzung durchzuschauen).
  • Gerade in neu zusammengesetzten Gruppen (wie in großen Erstsemestervorlesungen) sollen die Studierenden sich gegenseitig aufrufen und dann zunächst ihren Namen nennen, damit die nächste Person ihn wiederholen kann. Das gibt ihnen eine Möglichkeit, sich kennenzulernen (ich fordere meist auch auf, einmal aus der anderen Hälfte des Raumes aufzurufen und starte dann in der nächsten Vorlesung bewusst mit einer anderen Gruppe). Gerne nutze ich die Gelegenheit dann auch, um selbst die Namen zu lernen.
  • Es erfordert einige Konzentration und gegenseitiges Zuhören, wenn nach Zufallsprinzip aufgerufen wird, weil stets der letztgenannte Satz (und Name) für alle präsent sein muss.
  • Natürlich lassen sich diese Abschlusssätze auch modifizieren. Wenn die Inhalte an dem Tag „harter Tobak“ waren, lässt sich z. B. alternativ oder zusätzlich auch die Frage stellen: „Was ist heute unklar geblieben?“ – der Fantasie nach sinnvollen Abschlussfragen ist keine Grenze gesetzt.
  • Ich führe diese Methode insbesondere deshalb gerne in den Fachdidaktikveranstaltungen durch, weil ich hier besonders darauf achte, dass die Lehramtsstudierenden Anregungen für ihren eigenen Unterricht mitnehmen können. In einer „Schaustunde“ ist stets die große Sorge, pünktlich aufzuhören – aber nicht zu früh! – und mit einem sinnvollen Abschluss bei gleichzeitiger Demonstration, dass die Klasse etwas mitgenommen hat. Die Redekette lässt sich nach drei oder 10 Beiträgen abbrechen und gibt damit den oft benötigten 3-Minuten-Puffer her.

Nachteile habe ich bisher noch keine feststellen können.

Viele Grüße aus Edinburgh

Miriam Clincy

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