Neue Wege in der Hochschuldidaktik zur Förderung der Reflexionsfähigkeit
Die Herausforderung: Theorie trifft Praxis
Die Ausbildung von Lehrkräften in den MINT-Fächern stellt Hochschulen vor besondere Herausforderungen. Einer der kritischsten Aspekte ist die Verbindung zwischen theoretischem Wissen und praktischer Unterrichtsgestaltung. Genau hier setzt das Konzept der Unterrichtssimulation als Prüfungsform an.
Unterrichtssimulation im Lehramtsstudium: Ein innovativer Ansatz
In einem Bachelormodul für die Fachdidaktik im Fach Naturwissenschaft und Technik (NwT) wird folgende Prüfungsform erprobt: Studierende entwerfen Unterrichtseinheiten, die sie anschließend in einer Simulation umsetzen. Dabei nehmen ihre Kommiliton*innen die Rolle der Lernenden ein. Diese Methode ermöglicht eine praxisnahe Erprobung didaktischer Konzepte und fördert die Selbstreflexion – ein wesentlicher Bestandteil professioneller Lehrkompetenz.
Die Rolle von Reflexion und Peer-Feedback
Ein Kernelement der Untersuchung ist die Reflexionsfähigkeit der Studierenden. Durch den Einsatz von Portfolios und Peer-Feedback sollen sie lernen, ihr eigenes Unterrichtshandeln kritisch zu hinterfragen und zu verbessern. Die Analyse der Unterrichtsplanungen zeigte, dass durch diesen Ansatz insbesondere eine lernendenzentrierte Haltung gefördert wird.
Erkenntnisse und Implikationen für die Hochschullehre
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass Unterrichtssimulationen bereits in frühen Phasen der Lehramtsausbildung sinnvoll sind. Die Studierenden entwickelten ein stärkeres Bewusstsein für die Passung von Kompetenzzielen, Methodenwahl und fachwissenschaftlicher Tiefe. Gleichzeitig offenbarte die Evaluation Herausforderungen, wie die Notwendigkeit klarer Strukturen und gezielter Unterstützung bei der Unterrichtsplanung.
Fazit: Ein Modell mit Zukunft
Die Unterrichtssimulation als Prüfungsform in der MINT-Fachdidaktik bietet wertvolle Ansätze für die Lehrkräftebildung. Sie verbindet Theorie und Praxis auf sinnvolle Weise und stärkt die Reflexionskompetenz der angehenden Lehrkräfte.
Danksagung
Ein besonderer Dank geht an Prof. Dr. W. Coenning, der ein erstes Modell der Unterrichtssimulation in der NwT-Fachdidaktik an der Hochschule Esslingen eingeführt hat, und Prof. Dr. M. Löwenstein für Anregungen zu Reflexionsprozessen bei Studierenden.
Dieser Beitrag basiert auf dem wissenschaftlichen Artikel von Clincy, M. (2024). Unterrichtssimulation als Prüfungsform in MINT-Fachdidaktik. Reflexionsprozesse fördern. Forschung und Innovation in der Hochschulbildung; 19, 1291 KB, 20 pages. https://doi.org/10.57684/COS-1237